Vor circa einer Woche verstarb der palästinensische Schriftsteller und Historiker Suleiman El-Natoor in Haifa im Alter von 67 Jahren. El-Natoor, der 1949 in dieser Stadt geboren wurde, sammelte nach einem Philosophiestudium Erfahrungen als Zeitungsreporter und begann sich außerdem mit der Geschiche Palästinas auseinanderzusetzen.
El Natoor war der erste Vorsitzende des arabischen Schriftstellerverbandes und fast 30 Jahre lang als Schriftsteller tätig. Zu den wichtigen Maßnahmen dieses palästinensischen Autors gehören seine Bemühungen um die Wahrung der mündlichen Wiedergabe der Geschichte des besetzten Palästinas für die nachfolgenden Generationen. Er war natürlich nicht der einzige, der besorgt war, dass die mündliche Überlieferung Palästinas verloren geht. Einen großen Beitrag zur Wahrung dieser Geschichte hat auch der 2015 verstorbene Palästinenser Dr. Adel Yaya geleistet. Dr. Yaya stammt aus dem palästinensischen Dorf Inaba. Er studierte Archäologie und gründete und leitete die Gemeinschaft für Kulturaustausch Palästinas in Ramullah, welche die mündliche Geschichte Palästinas festhielt.
Im Rahmen dieser Organisation war er um den Absatz traditioneller palästinensischer Kunst bemüht, veröffentlichte Literatur über die vernachlässigten historischen Stätten Palästinas und war als Reiseführer für ausländische Touristen im Westjordanland tätig.
Adel spezialisierte sich auf die mündliche Überlieferung und sammelte die Aufnahmen von Interviews mit palästinensischen Palästinensern die in libanesischen und jordanischen Flüchtlingslagern lebten.
Für ihn waren die Menschen Erzähler in Reichweite, deren Geschichte wir uns anhören müssen. Die mündliche Überlieferung ist schlicht und zugleich eine komplizierte Welt. Adel Yaya war davon überzeugt, durch die mündlichen Berichte über die Geschichte werde die schriftliche Darstellung der Geschichte vervollständigt.
Mündliche Überlieferung ist vor allen Dingen ein Weg historisches Wissen zu gewinnen. Jeder Überlieferer wird mit Vor- und Nachnamen genannt. Im Mittelpunkt dieser Geschichtsstudien stehen die befragten Menschen, ihre Ansichten und ihre Stimme. Diese Stimme wird normalerweise in den akademischen Geschichtsstudien nicht gehört. Die mündliche Überlieferung besteht aus Beobachtungen vor Ort, Interviews und Äußerungen.
Die mündlich überlieferte Geschichte bietet der schriftlichen die Gelegenheit, eine Sache aus mehreren Blickwinkeln zu sehen. Die gesellschaftlichen Aktivitäten rücken bei dieser Art von Geschichte in den Mittelpunkt.
Die mündliche Überlieferung ist Teil der Geschichte. Mit ihrer Hilfe wird durch mündliche, inoffizielle Stellungnahmen die nahe Vergangenheit beschrieben und zur Interpretation bereitgestellt. Durch sie wird das Bild von der Atmosphäre und der Welt in einem bestimmten Zeitabschnitt vollständiger.
Die Studien der mündlichen Überlieferung ergänzt also die Geschichtsbeschreibung und sie lässt menschliche Bewegungen entstehen.
Die Politik des Betruges, der Schaumanöver und falschen Versprechungen sind vielleicht gegenüber keinem anderen Volk auf der Welt so lange Zeit betrieben worden wie durch das zionistische Regime seit seiner Deklaration als so genannter Staat auf besetztem palästinensischem Boden. Verdrehung der Gesetze, die Verletzung von internationalen Normen und Gleichgültigkeit gegenüber ihnen sind Methoden, denen sich die Zionistenanführer und ihre Unterstützer insbesondere die Staatsführer Britanniens und der USA bei Verhandlungen bedienen.
Die Fälschung der Geschichte und das Streben nach ihrer Vernichtung gehört untrennbar zu einem gezielten Projekt, welches in all diesen Jahren existiert hat und weiter fortgesetzt wird.
In Fortsetzung der Politik des Verwischens historischer Spuren in den 1948 besetzten Gebieten Palästinas, hat das zionistische Regime den Plan von Uri Ariel, dem ehemaligen radikalen Minister für Bau- und Wohnungswesen Netanjahus von der Beschlagnahme und darauffolgenden Zerstörung alter Häuser in Haifa, Jaffa, Akka (Akon) , Al Ludd (Lod) und Al Ramla durchzuführen begonnen.
Qadri Abu Wasel, Mitglied des Komitees zur Verteidigung der Freiheitsrechte in den 1948 besetzten Teilen, sieht dieses Projekt als Teil eines noch größeren Planes, welches das Ziel verfolgt, alle arabischen Spuren in den besetzten Gebieten auszuwischen.
Abu Wasel sagt, dass schon vor einigen Jahren mit der Umsetzung dieses Planes begonnen wurde und diese Vorgänge in den letzten 10 Jahren in Jaffa deutlich zu beobachten waren.
„Zurzeit wird dieses Projekt“, so fährt Abu Wasel fort, in der Stadt Al-Ludd durchgeführt und die Palästinenser dürfen dort nicht bauen.“
Gleichzeitig mit der Durchführung dieses Planes hat das zionistische Regime ein Gesetz auf die Tagesordnung gestellt, durch das arabische Einwohner in den besetzten Gebieten die Einwilligung der in diesem Gebiet ansässigen zionistischen Siedler einholen müssen, wenn sie weiter in ihren Dörfern wohnen wollen.
Abu Wasel erklärt: „Dieses Gesetz bedeutet, dass die Palästinenser nicht mehr in circa 430 Dörfern deren Einwohnermehrheit jüdische Siedler sind, leben können.“
Dieser palästinensische Aktivist bezeichnet diese Politik des zionistischen Regimes als Teil einer Summe von Plänen zur Rassensäuberung, bei der es darum geht, die Palästinenser aus ihren Wohnungen zu verjagen und in die Flucht zu treiben.
Hinsichtlich der Wahl der Städte zur Durchführung dieses Planes sagt Abu Wasel: „Die Städte, die das zionistische Regime für die Durchführung dieses Planes ins Auge gefasst hat, sind Städte in denen es zahlreiche historische Bauwerke und Spuren aus der Zeit vor Besetzung der palästinensischen Gebiete und des britischen Mandats gibt.“
Abu Wasel unterstreicht, dass das zionistische Regime die Behauptung, Palästina sei ein Land ohne Nation glaubhaft machen will. Diese Politik aber werde scheitern und die Palästinenser in den besetzten Gebieten werden trotz der vielen Probleme ihren Kampf gegen dieses mörderische Regime fortsetzen.
Die jüngste List des zionistischen Regimes zur Fälschung der Geschichte besteht in der Behauptung des Premierministers dieses Regimes, der palästinensische Mofti von Jerusalem Amin al Husseini habe Hitler zur Vergasung der Juden angespornt. Diese Behauptung stieß zwar auf eine Gegenreaktion der Mehrheit der zionistischen Positionsträger aber einige zionistische Historiker behaupten dass sie stimme.
Vor kurzem hat Netanjahu in einer Ansprache behauptet, dass Hitler damals nicht die Juden töten und sie nur aus Europa vertreiben wollte. Aber der Mofti von Bait-ul Moqadas (Jerusalem) habe ihm gesagt: Wenn du sie vertreibst, dann werden sie hierher kommen. Da hätte Hitler gefragt: Was soll ich denn mit ihnen machen, und der Mofti habe geantwortet: Verbrenn sie.
Selbst der Vorsitzende der Oppositionspartei „Zionistische Union“ Isaac Herzog hat Netanjahu aufgefordert seine Behauptung über Amin al Husseini (1897-1974) zurückzunehmen.
Er sprach von einer gefährlichen Fälschung der Geschichte die zur Besudelung des Holocaust führen werde.
Trotz aller Bestrebungen der zionistischen Besatzer, sind die Palästinenser in den besetzten Gebiete nicht untätig geblieben.
Das Kunstzentrum von Umm al Fahm im besetzten Palästina sammelt die Akten der Geschichte Palästinas in den 1948 besetzten Gebieten und hat bereits ein vollständiges Archiv von den beiden Gebieten Umm al Fahm und Wadi Ara zusammengestellt.
Dieses Zentrum hat in einem Programm namens „Gedächtnis des Ortes“ innerhalb von drei Jahren den im besetzten Palästina, England und in den USA vorhandenen Archiven , hunderte von Fotos und Dokumenten über die Geschichte Palästinas seit 1903 entnommen und das erste vollständige Archiv für die beiden Gebieten Umm al Fahm und Wadi Ara zusammengestellt. Es hat außerdem 200 mündlichen Schilderungen von Personen, die zu verschiedenen Zeiten in diesen Gebieten gelebt haben aufgenommen, um einen Teil der historischen Wahrheit festzuhalten.
Das Zentrum ist außerdem darum bemüht, Fotos, Filme und Dokumente von Palästinensern zu sammeln, denn die Geschichte Palästinas weist wegen der Besatzung und dem Flüchtlingsleben der Bevölkerung Lücken auf.